Alpaka Zucht

Bedeckung und Hengstauswahl

Der erste Schritt zu einer guten Nachzucht sind

a) eine gesunde und fortpflanzungsfähige Stute und

b) ein dazu passender und natürlich ebenfalls gesunder Hengst.

 

Von großem Vorteil ist es, wenn beide Tiere eine Zuchteignungsprüfung gemacht und natürlich mit gutem Ergebnis bestanden haben.

 

Den richtigen Hengst zu finden ist manchmal gar nicht so einfach. Aber auch da hilft wieder eine Zuchteignungsprüfung oder noch besser ein Eintrag im Zuchtbuch. Optimal ist es natürlich, wenn man weiß wo genau einem Alpaka Punkte abgezogen wurden. So ist es einfacher herauszufinden wo eventuelle Defizite sind, die man ggf. mit einem passenden Hengst herauszüchten kann oder so zumindest nicht weiter verstärkt.

 

Bitte nicht mit Hobbytieren züchten. Diese Tiere sind nicht ohne Grund „Hobbytiere“ und weisen oftmals Defekte auf, die sie weitervererben, z.B. Herzfehler, Patella Luxation o.ä.. Im besten Falle haben die Tiere „nur“ eine schlechte Faser, die sie an ihre Nachkommen weitergeben. Aber auch damit kommt die Alpakazucht nicht weiter. Daher bitte immer nur mit wirklich zuchttauglichen Tieren züchten. Die anderen sind tolle Begleittiere und machen auf andere Weise Spaß.

 

Zucht ist immer auch ein bisschen Glückssache. Und - Zucht braucht Zeit. Man darf nicht davon ausgehen, dass man eine mittelmäßige Stute mit einem super Hengst anpaart und direkt einen extrem guten Nachkommen erhält. Gerade durch die langen Tragzeiten bei Alpakas dauert es Jahre, bis sich Erfolge bemerkbar machen.

 

Ab einer gewissen Anzahl Stuten ist zu überlegen, sich einen oder mehrere Deckhengste zuzulegen. Zum einen aus Kostengründen, zum anderen aber auch um den Stuten und ggf. Fohlen den Stress einer Fremddeckung zu ersparen. Außerdem können Sie so immer wieder nachdecken, falls die Stute resorbiert. Das passiert übrigens relativ häufig bei Alpakas. Ca. 30 % stoßen ihr Fohlen in den ersten 3 Monaten der Trächtigkeit wieder ab. Daher ist es wichtig die Trächtigkeit der Stuten immer wieder zu testen (mehr dazu unter Trächtigkeit und Geburt), ansonsten warten Sie im Folgejahr vergeblich auf Fohlen.

 

Der Deckakt erfolgt im Liegen und kann bis zu einer Stunde dauern. Dabei gibt der Hengst permanent Sperma ab. Für die Stute ist es wesentlich stressfreier sie nur während des Deckaktes mit dem Hengst zusammen zu bringen und sie nicht permanent zusammen laufen zu lassen.

 


Trächtigkeit und Geburt

Um die Tächtigkeit eines Alpakas zu bestimmen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Die Palette reicht vom Ultraschall bis zum Abspucktest. Leider ist keine Methode 100% sicher.

Oftmals sieht man das Fohlen schon Monate vor der Geburt im Bauch strampeln. Das ist definitiv die sicherste Trächtigkeitsdiagnose. Die Stute wird zunehmend schwerfälliger und auch runder. In den letzten Wochen vor der Geburt wälzen sie sich viel um das Fohlen in die richtige Position zu bringen. Häufig liegen die Alpaka Stuten einige Tage vor der Geburt viel und sind eher träge. Einige Stuten haben mehr Durst.

 

Dann geht es los: oftmals wird beobachtet, dass die Stuten unruhig sind, sich häufig hinlegen und wieder aufstehen. Sie laufen ständig zum Kotplatz, da das Fohlen drückt und sie das Gefühl haben zu müssen. Normalerweise werden Alpaka Fohlen im Stehen geboren, es kommt aber auch immer mal wieder vor, dass sich die Stute hinlegt. Wenn das Fohlen die richtige Lage hat, kommt zuerst der Kopf heraus, dann die beiden Vorderbeine. Bei einer normalen Geburt nicht am Fohlen ziehen. Ist es notwendig zu ziehen, dann immer nur in die natürliche Geburtsrichtung, um die Stute nicht zu verletzen.


Fohlenversorgung

Ist das Fohlen geboren kann man es von Fruchtresten befreien und es behutsam trocken rubbeln.

 

Wenn das kleine Alpaka gesund ist, wird es innerhalb von 2 Stunden nach der Geburt stehen und nach Milch suchen. Am besten findet es das Euter, wenn es draußen auf der Weide ist.

 

Die Aufnahme der Kolostralmilch (Biestmilch) ist das Allerwichtigste für die Gesundheit und das Überleben des Fohlens. Nimmt es kein oder zu wenig Kolostrum auf, hat es so gut wie keine Chance durchzukommen, da es keinerlei Abwehrkräfte hat. Achten Sie daher penibel darauf, ob das Fohlen trinkt und wie oft. Falls Sie unsicher sind, ob das Fohlen wirklich getrunken hat, dann öffnen Sie das Maul und schauen nach.

 

Ein ebenfalls unerlässlich wichtiger Faktor für das Überleben eines Alpaka Fohlens ist der Abgang des Darmpechs. Gehen Sie auf Nummer sicher und machen dem Fohlen einen Einlauf, nachdem es getrunken hat. Bleibt auch nur etwas vom Darmpech zurück, bekommt das Fohlen einen Darmverschluss und wird daran sterben.

 

Desinfizieren Sie den Nabel des Fohlens, wiegen es, messen ggf. die Temperatur und spritzen Sie Vitamine ADE/ Selen.

 

An kalten Tagen trocken Sie das Fohlen schnellstens komplett ab, z.B. mit einem Föhn, ziehen Sie ihm ein warmes Mäntelchen an und machen einen Schal um (lassen Sie die Mutter erst daran riechen). Die Kleinen kühlen relativ schnell aus. Bei Dauerregen und Wind holen Sie Mutter und Fohlen in den warmen Stall.

Ist die Erstversorgung abgeschlossen, lassen Sie Mutter und Fohlen in Ruhe. Wenn die „Tanten“ sehr aufdringlich sind oder bei Erstgebärenden ist es eventuell notwendig Mutter und Fohlen von der restlichen Herde zu trennen, allerdings immer mit Blick auf die Herde. Geben Sie den beiden 1-2 Tage Zeit um sich aneinander zu gewöhnen und lassen Sie sie dann zur Herde zurück.

Versorgung der Stute

Vergessen Sie nicht Ihre Stute. Die Nachgeburt sollte innerhalb von 6 Stunden abgegangen sein und sollte unbedingt auf Vollständigkeit kontrolliert werden. Ist sie unvollständig bzw. nach über 6 Stunden noch nicht zu sehen, rufen Sie den Tierarzt. Kontrollieren Sie die Stute auf Risse oder Verletzungen im Genitalbereich und in den Tagen nach der Geburt auf Ausfluss. Auch das Euter sollte kontrolliert werden, ob es sich heiß anfühlt, ob das Fohlen an allen Zitzen saugt etc..

 

Grundsätzlich gilt: rufen Sie sofort den Tierarzt an, wenn irgendetwas komisch erscheint oder Sie sich unsicher sind. Besser einmal zu oft, als einmal zu wenig. Ein Fohlen, die Stute oder gar Beide zu verlieren, das möchte niemand erleben!

 

Noch ein Tipp: es ist in unseren Augen unerlässlich einen Geburts- bzw. Fohlenkurs zu besuchen wenn man Alpakas züchten möchte!


Achtung Fehlprägung

Die ersten 6 – 9 Monate im Leben eines Alpaka Fohlens sind eine wichtige Prägephase. Das Fohlen lernt dann vieles fürs Leben und Sie als Mensch haben die entscheidende Aufgabe Ihr Fohlen in dieser Zeit optimal zu begleiten und eine Fehlprägung zu vermeiden.

 

Ganz wichtig: so niedlich die Kleinen auch sind und so gerne man sie streicheln und knuddeln möchte – das dürfen Sie nicht zu oft machen!! Sie riskieren damit eine Fehlprägung, die sich nicht mehr abtrainieren lässt. Der letzte Ausweg ist dann leider oftmals die Einschläferung des Alpakas.

 

Vor allem Hengstfohlen werden schnell fehlgeprägt. Ein Hengstfohlen, das ständig gestreichelt wurde, könnte Sie später als Artgenossen ansehen und jeden Respekt vor Ihnen abbauen. Denn entweder sieht der Hengst Sie dann irgendwann als Konkurrenten, den er um jeden Preis aus seinem Revier verjagen möchte, oder er sieht in Ihnen eine Stute, die er decken möchte. Ein ausgewachsener Hengst von 70 – 90 kg ist Ihnen körperlich weit überlegen. Somit dürfte beides für Sie wenig angenehm werden.

 

Dieses Verhalten nennt man Male Berserker Syndrom. Falls Sie schon mal einen Hengstkampf gesehen haben, dann wissen Sie ungefähr was auf Sie zukommen könnte. Daher beschränken Sie den Kontakt zu den Fohlen in den ersten 6 – 9 Monaten.

 

Auch Stuten können fehlgeprägt sein. Sie sind dann aufmüpfig und akzeptieren den Hengst schwer bis gar nicht. Je nach Ausprägung ist eine Zucht mit solchen Stuten nicht möglich.

 

Aber keine Angst, Sie können durchaus mal ein Fohlen streicheln und ein paar Übungen machen. Natürlich müssen Sie Ihr Fohlen auch mal wiegen oder behandeln. All das wird zu keiner Fehlprägung führen.

 

 

Was tun bei einem Flaschenkind?

Müssen Sie ein Fohlen mit der Flasche großziehen, so ist das Risiko der Fehlprägung natürlich wesentlich höher. Hier gilt vor allem: den Kontakt NUR auf die Flasche konzentrieren. Körperkontakt dabei möglichst komplett vermeiden. Das Fohlen unter keinen Umständen streicheln und knuddeln. Flasche hinhalten, am besten auch möglichst nicht mit dem Fohlen sprechen, austrinken lassen, weggehen. Ggf. hilft es, die Flasche durch den Zaun zu geben. Dann haben Sie auch eine optische Trennung. 

 

Um der Fehlprägung vorzubeugen (und auch als Arbeitserleichterung) hat sich bei uns ein Tränkeautomat gut bewährt. Dort kann sich das Fohlen die Milch selbst holen und der Kontakt zum Menschen ist praktisch genauso wie mit einem von der Stute gesäugten Fohlen. Sprechen Sie uns an, wir geben Ihnen gerne Tipps dazu.