Was sind denn Alpakas?

Als wir das erste Mal von unseren Plänen erzählt haben, prasselten unzählige Fragen auf uns ein. Familie und Freunde hatten noch nicht wirklich viel von dieser Tierart gehört.

 

Alpakas sind unbeschreiblich sanfte und faszinierende Tiere. Viele sagen, dass sie aussehen wie Fabelwesen. Wir finden diese Beschreibung passt gut. Durch das unerschrockene und ruhige Verhalten der Tiere ist es immer wieder ein Vergnügen sie stundenlang zu beobachten.

Am besten kommen Sie uns besuchen und machen die Erfahrung selbst!

 

Auf unserer Seite haben wir einige Informationen über Alpakas und deren Haltung zusammengestellt.

 


Ursprung

Alpakas und auch Lamas werden in die Familie der Neuweltkameliden eingeordnet. Forschungen belegen, dass Alpakas ursprünglich vom Vikunja, Lamas von Guanakos abstammen.

Um ca. 4.000 - 3.500 v. Chr. begann bereits die Domestikation (gezielte Züchtung durch den Menschen) von Lamas und Alpakas. Damit zählen Neuweltkameliden zu den ältesten Nutztierrassen der Welt.

Während Lamas hauptsächlich als Lastentiere dienten, wurden Alpakas vorrangig wegen ihrer wertvollen Wolle gezüchtet. Bei den Inkas war die hochwertige Alpakafaser sehr geschätzt und ein Ausdruck von Wohlstand.

Die Zucht der Alpakas war sehr weit fortgeschritten als Südamerika durch die Spanier erobert wurde. Die Einwanderer verdrängten die einheimischen Tierarten aus ihrer gewohnten Umgebung, sodass sich nur noch die ärmere Bevölkerung hoch oben in den Anden deren Zucht widmete. 

Der Bestand ging so stark zurück, dass Alpakas fast ausgestorben waren.

Erst mit der Unabhängigkeit der Staaten Südamerikas erkannte man erneut den Wert der Alpakas. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erstmalig Alpakas nach England importiert.

Die Ursprungsländer der Neuweltkameliden sind Peru, Chile und Bolivien. In den dortigen Hochebenen in 4 - 5.000 Metern Höhe leben auch heute noch die meisten Alpakas. 

In Europa und den USA werden seit ca. 25 Jahren Lamas und Alpakas gezüchtet. In Deutschland gab es im Jahr 2019 ca. 20.000 - 25.000 Alpakas, jedoch ist nur ein Teil davon zuchttauglich.

 

Vikunja
Vikunja

Steckbrief

Ordnung:

 

Paarhufer

Unterordnung:

 

Schwielensohler

Familie:

 

Kamele

Gattung:

 

Neuweltkameliden, Kleinkamele

Wildform:

 

Vikunja

Lebenserwartung:

 

20 - 25 Jahre

Rassen:

 

Huacaya und Suri

Vliesfarben:

 

22 natürliche Farbtöne

Widerristhöhe:

 

80 - 100 cm

Geburtsgewicht:

 

4,6 - 10,5 kg, normal sind 6 - 8 kg

Endgewicht:

 

48 - 84 kg

Geschlechtsreife:

 

 

Hengste mit 2 - 3 Jahren,

Stuten mit 1,5 - 2 Jahren

Tragzeit:

 

335 - 365 Tage

Fohlenanzahl:

 

ein "Cria", Zwillinge sind sehr selten

Schur:

 

einmal jährlich, meistens im Frühjahr

Wollertrag:

 

1,5 - 4 kg/ Tier

Platzbedarf (Weide):

 

ca. 1 ha für 15 Tiere

Stallgröße:

 

min. 2 m²/ Tier

Vieheinheit:

                 

 

0,08 VE

 


Rassen

Huacaya Alpaka

Diese Rasse hat durch die voluminöse Faser den typischen "Teddy-Look" und ist daher bei den meisten Menschen sehr beliebt.

Die Faser der Huacayas zeichnet sich vor allem durch Feinheit, crimp (Kräuselung der Faser) und große Dichte aus. Die Fasern bieten extrem gute thermische Eigenschaften. Bei Kälte wärmen sie, zugleich wirken sie aber bei Wärme kühlend-isolierend.

Weltweit gibt es ca. 3,5 Millionen Alpakas. Huacayas machen etwa 95-98 % der Gesamtpopulation aus.

 

unglaublich glänzende Surifaser
unglaublich glänzende Surifaser

Suri Alpaka

Suris sind sehr selten. Nur etwa 2-5% aller Alpakas weltweit sind Suris.

Ihre Faser scheitelt sich auf dem Rücken und hängt in langen, glänzenden Locken parallel am Körper herunter. Suris wirken durch diesen speziellen Faserbehang oft schmaler und kleiner als Huacayas. Das ist aber nur eine optische Täuschung.

Suri-Faser fühlt sich bei gleicher Stärke weicher an als Huacaya. Grund dafür ist die Höhe der einzelnen Schuppen. Diese Schuppenhöhe ist beim Suri äußerst gering, wodurch die Faser sehr glatt, also weich im Griff ist. Mehr darüber erfahren Sie hier.

Aufgrund der Seltenheit dieser Rasse ist Kleidung aus Suri Faser etwas ganz besonderes und besticht vor allem durch die fantastische Weichheit und den Glanz. Einen solchen natürlichen Glanz findet man bei keiner anderen Tierfaser. 

 

Beide Rassen gibt es in sehr vielen verschiedenen Farben, ein- und mehrfarbig.

 

Übrigens werden Alpakas mittlerweile weltweit gehalten und gezüchtet. Es gibt seit ein paar Jahren Herden in Australien, Neuseeland, USA, China, Südafrika, England und Europa.


Haltung

Grundsätzliches

Da Alpakas Herdentiere sind, dürfen sie niemals alleine gehalten werden! Auch die Gesellschaft von z.B. Schafen oder Pferden kann Artgenossen nicht ersetzen.

Ab einer Gruppe vo n ca. 4 Tieren kann man von einer Herde sprechen.

Stuten und Hengste sollten nicht zusammen gehalten werden und durch Zäune voneinander getrennt werden. Nur so wird eine selektive Zucht sichergestellt und verhindert, dass die Stuten zu sehr von den Hengsten bedrängt werden.

Fohlen dürfen frühestens mit 6 Monaten von ihrer Mutter getrennt werden.

 

Weide

Alpakas können ganzjährig auf der Weide gehalten werden. Im Gegenzug ist die reine Stallhaltung nicht artgerecht.

Das Weidegras sollte möglichst proteinarm sein, damit die Tiere nicht verfetten.

Alpakas legen Kotplätze an, die von allen Tieren benutzt werden - und das oft gleichzeitig. An diesen Stellen wird nicht gefressen, was die Gefahr eines Parasitenbefalls erheblich verringert. Die Kotplätze, sowohl auf der Weide, als auch im Stall müssen selbstverständlich regelmäßig gesäubert werden.

 

Unterstand/ Stall

Die Tiere sollten einen frei zugänglichen, zugfreien Unterstand haben, um sich bei schlechtem Wetter bzw. großer Hitze verstecken zu können.

Der Gesetzgeber schreibt eine Mindestgröße von 2 m² pro Tier vor. Es gilt jedoch je größer desto besser.

Der Eingang sollte möglichst groß sein, da dominante Tiere sich oft mitten hinein stellen oder legen und die Artgenossen nicht reinlassen.

Der Boden kann mit Stroh, Sand o.ä. eingestreut werden.

Es bietet sich an den Tieren im Stall Wasser, Heu, Mineral- und Kraftfutter bereitzustellen.

Als Trog für Mineral- und Kraftfutter haben sich bei uns halbierte KG-Rohre bewährt. Die Seiten und Schnittkanten sollten abgeschliffen werden, um Verletzungen zu vermeiden.

Auch die Futtertröge müssen selbstverständlich regelmäßig gereinigt werden.

Sehr gute Erfahrungen haben wir mit einem Fressgitter (siehe Foto unten) gemacht, vor das ein kompletter Heuballen gelegt wird.

 

Zaun

Des Weiteren ist eine Umzäunung von ca. 1,50 Metern Höhe nötig. Die Maschen des Zauns sollten möglichst klein sein um zu verhindern, dass Hunde auf die Weide kommen oder sich Fohlen mit dem Kopf in den Maschen verfangen. Wildzaun ist daher unserer Meinung nach nicht optimal.

 

Schur

Einmal im Jahr müssen Alpakas geschoren werden. Bei Suri Alpakas reicht die Schur auch ggf. alle zwei Jahre. Die Schur sollte möglichst im Frühjahr stattfinden, damit die Faser bis zum Winter wieder ausreichend nachwachsen kann und die Tiere im Sommer nicht unter der Hitze leiden.

Es gibt professionelle Alpaka-Scherer, man kann seine Tiere jedoch auch selbst scheren. Die Tiere sollten trocken und möglichst sauber sein. Vor der Schur kann man die Faser mithilfe eines Kompressors reinigen. In den Tagen nach der Schur müssen die Tiere vor starker Sonnenstrahlung bzw. Regen und Kälte geschützt werden.

 

Fressgitter für Heu
Fressgitter für Heu

Fütterung

Eine optimale Fütterung ist das A und O für ein gesundes und langes Alpakaleben. In jedem Fall benötigen Alpakas Heu und proteinarmes Weidegras.

 

Wir geben unseren Alpakas ein Spezialzusatzfutter um eine optimale Versorgung mit allen notwendigen Mineralstoffen und Vitaminen sicherzustellen.

 

Mittlerweile gibt es von einigen Futtermittelherstellern spezielles Alpakafutter, das genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Somit ist die optimale Versorgung relativ einfach.

 

Um sicher zu gehen sollte man ab und an stichprobenartig Blutproben seiner Alpakas untersuchen lassen. Nur so kann man frühzeitig Mängel erkennen und gegensteuern. Denn wird ein Mangel nicht behandelt, kann das weitreichende Folgen haben.

 

Da man Alpakas durch die dichte Faser nicht ansieht, ob sie zu dünn oder dick sind, sollte der Ernährungszustand regelmäßig kontrolliert werden. Dies geschieht durch Abtasten des Rückens der Tiere. Das Rückgrat sollte spürbar sein, jedoch nicht stark herausragen, dann ist das Tier zu dünn. Im Gegensatz ist es zu fett, wenn eine starke Wölbung links und rechts des Rückgrats bzw. das Rückgrat praktisch gar nicht mehr tastbar ist. Die Messung des Ernährungszustandes sollte man sich am besten von einem erfahrenen Züchter direkt am Tier zeigen und erklären lassen.

Sehr sinnvoll ist es, die Alpakas regelmäßig zu wiegen, vor allem wenn man sich unsicher ist.

 


Tierärztliche Versorgung

Wenn man so manche Internetseite liest, gewinnt man leicht den Eindruck, dass Alpakas praktisch gar nicht krank werden. Mit solchen Aussagen sollte man vorsichtig sein. Alpakas sind zwar recht robust und wenig anfällig, können aber sehr wohl krank werden!

 

Jeder Halter und Züchter sollte seine Tiere täglich genau beobachten und umgehend handeln, wenn Krankheitssymptome festgestellt werden. Ein schnelles Handeln ist sehr wichtig, da man Alpakas meistens erst sehr spät anmerkt, ob sie ernsthaft krank sind. Dann ist es oftmals schon zu spät für eine erfolgreiche Behandlung durch den Tierarzt.

Verhält sich ein Alpaka plötzlich anders als sonst, sollte man es genau im Auge behalten und besser einmal zu oft, als einmal zu wenig den Tierarzt rufen.

Die tierärztliche Versorgung muss immer gewährleistet sein. Der zuständige Tierarzt sollte bereit sein, sich das notwendige Fachwissen anzueignen, wenn es noch nicht vorhanden ist. Dazu kann man möglichst viele Informationen und Fachliteratur an den Tierarzt weitergeben. Am besten fragt man schon vor dem Kauf der Tiere bei verschiedenen Tierärzten nach, ob Interesse besteht, sich Alpakas zu widmen.

 

Folgende Behandlungen müssen regelmäßig durchgeführt werden: 

Wurmkur

Bei Bedarf, Kotproben geben Aufschluss über einen möglichen Wurmbefall. Entwurmen Sie bitte nicht ständig "auf blauen Dunst". Wir lassen regelmäßig Kotproben vom Tierarzt untersuchen und sind immer wieder erstaunt wie selten tatsächlich eine Entwurmung notwendig wird. Nach erfolgter Entwurmung sollte natürlich erneut eine Kotprobe untersucht werden.

 

Nagel- und Zahnpflege

Bei Bedarf. Am besten lässt man sich von einem Züchter zeigen, wie man die Nägel und Zähne korrekt kürzt. Bitte warten Sie nicht zu lange mit dem Kürzen, das könnte irreparable Schäden verursachen.

 

Vitamin- und Mineralstoffversorgung

Ist die ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen nicht über das Gras und Heu bzw. die Sonneneinstrahlung abgedeckt (das ist in Deutschland meistens der Fall) müssen die Vitamine gespritzt oder über entsprechende Futtermischungen gegeben werden. Siehe auch Fütterung.

 


Verhalten

Es ist unglaublich entspannend die Tiere stundenlang zu beobachten!

Und genau das sollte man auch täglich tun. Denn nur wer seine Tiere genau kennt, merkt auch frühzeitig wenn etwas nicht stimmt.

 

Alpakas haben einige Verhaltensweisen, die bei unseren heimischen Rassen unbekannt sind.

Dazu zählt natürlich vorrangig das Spucken. Aber keine Angst, normale Alpakas spucken Menschen nicht absichtlich an. Es kann allerdings vorkommen, dass man sich in der „Schusslinie“ zweier Alpakas befindet. Wenn man die Vorwarnungen beachtet, kann man es aber meistens vermeiden getroffen zu werden ;-).

 

Alpakas sind sehr friedfertig und neugierig. Sie spitzen im wahrsten Sinne die Ohren, sobald sich etwas in ihrer Umgebung tut. Sie sind unerschrocken und sehr gut darin, potenzielle Angreifer zu vertreiben. Sogar unser Jagdhund hat Angst vor den Alpakas und meidet lieber deren Nähe.

 

Durch ihren Fluchtinstinkt mögen es Alpakas nicht so gerne, angefasst zu werden und bleiben auf Distanz. Vor allem im Bereich des Kopfes wollen sie nicht berührt werden. Jedoch hat jedes Alpaka seinen ganz eigenen Charakter. Einige sind recht zutraulich und lassen sich auch ganz gerne mal streicheln, andere halten lieber Abstand.

 

Alpakas zeigen ganz unterschiedliches Verhalten, je nach Alter, Geschlecht und Charakter. Stuten sind im Allgemeinen ruhiger als Hengste, vor allem wenn sie tragend sind. Dann wollen sie am liebsten ihre Ruhe und können mitunter auch ganz schön zickig werden. Sobald das Fohlen geboren ist, verändert sich der Charakter wieder. Das ist unglaublich interessant zu beobachten!

 

Junge Alpakas sind meistens sehr verspielt und gerade im Frühling kommt die pure Lebenslust zum Ausdruck. Dann jagen sie sich gegenseitig über die Weide, springen und spielen miteinander.

 

Mit zunehmendem Alter werden aus diesen harmlosen Spielen bei den Alpaka Hengsten Rangkämpfe. Daher ist es sehr wichtig, dass die sehr scharfen Kampfzähne der Hengste gekürzt werden um ernste Verletzungen zu vermeiden. Eine frühe Kastration von nicht zuchtgeeigneten Hengsten kann die Kämpfe auch vermindern.

 

Alpakas passen ihr Verhalten der Umgebung an und reagieren direkt. Daher sind sie auch für die Therapie sehr gut geeignet. Ist man beispielsweise hektisch und gestresst, kann man sich sicher sein, dass die Tiere das eigene Verhalten spiegeln. Wer mit seinen Alpakas ruhig und besonnen umgeht, der wird sich ihnen auch mal nähern können, ohne dass sie sofort die Flucht ergreifen.

 


Was gibt es sonst zu wissen?

Transport

In Deutschland ist eine Transporterlaubnis erforderlich, um Alpakas zu befördern. Kurse dafür bietet z.B. die Deula an.

Auf einen duo Pferdeanhänger passen etwa 6 erwachsene Alpakas, je nach Größe. 

Es kommt immer mal wieder vor, dass man mit seinen Tieren einen "Ausflug" machen muss. Sei es die Fahrt zum Deckhengst, zu einer Zuchtprüfung oder Show. Den Anhänger sollte man dann mit etwas Stroh einstreuen, Heu bereitlegen und auf längeren Fahrten einen Wassereimer mitnehmen, um die Tiere in den Pausen zu versorgen. Alpakas legen sich übrigens hin, sobald die Fahrt losgeht und dürfen nicht angebunden werden.

Besitzt man selbst keinen eigenen Anhänger, sollte man frühzeitig überlegen, wie man schnell an einen Hänger kommt, sollte ein Tier ernsthaft erkranken und in eine Tierklinik gebracht werden müssen.

Vor jedem Transport sollte man sich fragen, ob er wirklich notwendig ist, denn jede Fahrt bedeutet Stress für die Alpakas.

 

Information an das Veterinäramt

Das zuständige Veterinäramt sollte über die Absicht Alpakas zu halten vor dem Kauf informiert werden.

  

Für Notfälle sollten stets folgende Telefonnummern bereitliegen:

- Tierarzt (Handynummer)

- Nächste Tierhochschuhe, die sich mit Alpakas auskennt

- Züchter des Vertrauens

Jedem, der sich mit dem Gedanken trägt, in die Alpakahaltung einzusteigen, können wir nur den Besuch eines Einsteigerkurses empfehlen. Alpakas sind nach wie vor Exoten bei uns und auch die meisten Behörden verlangen einen entsprechenden Nachweis.